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SCHULDGEFÜHL



Das Schuldgefühl ist eine​ fundamentale Emotion ​und ein wichtiger Teil der zwischenmenschlichen Beziehun​gen​. Es entsteht, wenn wir bewusst oder unbewusst gesetzliche, moralische oder sozialen Regeln brechen. Aber nur dann, wenn wir mit diesen Regeln tatsächlich voll und ganz einverstanden sind. Wenn wir nicht daran glauben, dass die Badeschuhe aus dem Hotel mit nach Hause zu nehmen, ein Diebstahl ist, werden wir auch keine Schuldgefühle haben.


Im Laufe des Lebens entsteht so ein persönlicher „Regel-Katalog”, der auf Gesetzen unseres sozialen Umfeldes, der Herkunftsfamilie, wichtiger Begleitpersonen und aus unseren Lebenserfahrungen basiert. Schuldgefühle sind unangenehm, manchmal quälend und schwer zu ertragen. Aber sie sind wichtig und nützlich für uns. ​Sie sind der mo​ralische Kompass, ein Indiz, dass wir unsere eigene innere Regel überschritten haben. Und sie steuern unser Verhalten. Viele Dinge tun wir nämlich gar nicht aus tiefster Überzeugung heraus oder aus Angst vor Bestrafung, sondern aus einem einzigen Grund - um das unangenehme Schuldgefühl zu vermeiden.


Das Schuldgefühl kann durch unser Handeln oder nicht Handeln entstehen:

➡ Max hat einer älteren Dame nicht über die Kreuzung geholfen, weil seine Straßenbahn schon in Anfahrt war.

Durch unsere Gedanken:

➡ Ich habe die Erwartungen meines Vaters nicht erfüllt. Durch das, was wir fühlen:

➡ Ich empfinde Wut auf meine Mutter, obwohl sie es nur gut gemeint hat.

Oder sogar nicht fühlen:

➡ Ich kann das erste Kind gar nicht so lieben wie das zweite.


Wenn uns ein tatsächlicher Fehler bewusst wird, wenn wir Reue empfinden, wenn wir in der Zukunft etwas ändern können, um solche Fehler zu vermeiden, können wir aufrichtig um Verzeihung bitten, den entstandenen Schaden kompensieren und so für die Festigung unserer Beziehungen sorgen und für die Minderung des Schuldgefühls.


Ein chronisch empfundenes Schuldgefühl ist dagegen sehr komplex.

Es kann uns nicht ausgeredet​ werden, weder mit logischen Argumenten noch mit starker Überzeugungskraft. Tag für Tag, Jahr für Jahr erdrückt es uns, macht unsicher und entwertet manchmal all das, was gut im Leben läuft. Wir fühlen uns klein, haben das Bedürfnis uns ständig zu erklären und sagen oft „Ja“ zu den anderen und „Nein“ zu uns selbst. Wir fühlen uns schuldig, dass jemand schlechte Laune hat, schuldig, dass das Kind auf dem Spielplatz einen Wutanfall hatte, schuldig, dass die Freundin auf dem Weg zu uns einen Autounfall gebaut hatte.

➡ Hätte ich sie nicht überredet doch noch zu kommen, wäre das nicht passiert! Manche von uns denken auch: Wäre ich doch überhaupt nicht geboren, gäbe es nicht so viele Probleme!


Und dann werden wir noch von anderen beschuldigt: - „Du bist schuld, dass ich jetzt schlechte Laune habe!“ - „Hättest DU nicht angerufen, wäre mein Essen nicht verbrannt!” - „Hättest du mich nicht überre​det e​inen Film mit dir zu gucken, wäre ich jetzt nicht so müde!” Alle diese Sätze kränken uns nur, wenn wir innerlich selbst von ihrer Berechtigung überzeugt sind.

- „W​as habe ich mir nur dabei gedacht?“ - „Wie konnte ich das nur vergessen?“ - „Warum habe ich das nicht verhindert?“ Das Leben mit andauerndem Schuldgefühl ist sehr belastend. Manche Menschen neigen mehr dazu, destruktive Schuldgefühle zu entwickeln als andere. Dazu gehören:

1. Menschen, die glauben für das Handeln anderer Erwachsener, deren Gesundheit und sogar deren Leben, verantwortlich zu sein. - Hätte ich damals auf den Umzug bestanden, dann wäre meine Frau nicht so schlimm in der Wohnung gestürzt. Sie sind überzeugt, durch ihr Tun oder Nichtstun Einfluss auf die Lebenssituationen der anderen zu haben.

2. Menschen, die überzeugt sind, die Gefühle der anderen durch ihr eigenes falsches Verhalten beeinflussen zu können. Solchen Menschen fällt es besonders schwer, die Nähe z.B eines Freundes zu ertragen, der nicht besonders gut gelaunt ist. Sie beziehen ihre Laune immer auf sich, sind unruhig, suchen nach der möglichen Ursache, fragen oft nach, was passiert ist und ob sie sich falsch verhalten haben. Können die Antwort - Es hat nichts mit dir zu tun - nur schwer akzeptieren. Dabei hatte der Freund vielleicht einen Konflikt bei der Arbeit und ist nicht bereit, es zu erwähnen.

3. Menschen, die immer perfekt sein wollen. Sie haben sehr hohe, manchmal völlig unrealistische Erwartungen an sich selbst und erlauben sich keine Fehler. Wenn sie ihrem eigenen Idealbild nicht entsprechen, urteilen sie über sich härter als über jeden anderen und als Folge leiden sie unter Schuldgefühlen und strengen sich noch mehr an, um besser zu sein. Eine endlose, frustrierende und energieraubende Schleife beginnt.

4.​ ​Menschen mit geringem Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich minderwertig, nicht liebenswert und räumen sich sehr wenige Rechte ein. Kein Recht, etwas zu dürfen, zu haben, zu wünschen, zu erleben. Manchmal sogar etwas zu empfinden, oder gar das Recht, einfach zu sein. Sie haben große Angst vor Ablehnung und fühlen sich oft schuldig, wenn sie z.B. eine bessere Beziehung führen als ein anderer, der es „mehr“ verdient hat. Sie empfinden Schuldgefühle, dass sie befördert wurden und nette Kollegen nicht. Oder sie fühlen sich im Gegenteil schuldig, dass sie zu wenig leisten, sich nicht genügend anstrengen, nicht ganz so erfolgreich sind wie die anderen.


Der Unterschied solcher, durch unsere Überzeugungen entstandener Schuldgefühle zu dem konstruktiven Schuldgefühl liegt darin, dass sie sich oft nicht gegen ein Fehlverhalten richten, sondern gegen die komplette Persönlichkeit.

Man zweifelt an sich selbst, wirft sich vor, ein schlechter Mensch zu sein, eine schlechte Mutter, nichts aus seinem Leben gemacht zu haben.Bei den destruktiven Schuldgefühlen liegt keine konkrete „Tat“ vor. Man hat keinen tatsächlichen Schaden angerichtet, kann niemanden um Verzeihung bitten und keine Wiedergutmachung leisten. Das destruktive Schuldgefühl bleibt bestehen und verursacht einen andauernden inneren Konflikt.



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Julia Brodski

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